Dienstag, 24. Juni 2014

Haben Babies Stress bereits im Mutterleib?

Das Ungeborene bekommt sehr viel mehr mit als wir glauben. Unglück, Angst oder Wut, aber auch Glücksgefühle - den Kleinen entgeht so schnell nichts. Erhöht sich zum Beispiel der Blutdruck oder der Herzschlag der Mutter werden vermehrt Hormone oder Adrenalin ausgeschüttet, die das Baby über die Nabelschnur aufnimmt. Der Verlauf der Schwangerschaft spielt also eine wichtige Rolle. Alles, was dem Kind in den neun Monaten bis zur Geburt widerfährt, wirkt sich auch auf die Persönlichkeit des Kindes und sein Lebensgefühl aus.

"Die Lebenszeit im Mutterleib ist der Ursprung von Gesundheit und Krankheit" - so beschreibt der US-Physiologe Peter Nathanielsz ein Phänomen, das Mediziner und Psychologen zunehmend fasziniert: "Fetal Programming". Bereits im Mutterleib könnten - möglicherweise unter dem Einfluss mütterlicher Hormone - die Weichen für die körperliche und psychische Gesundheit des Kindes gestellt werden. Studien, die genauere Details zeigen sind im Moment in Gange. Aber eines ist sicher: Die Entwicklung im Mutterleib ist wichtiger, als es sich die meisten vorstellen können.

Fetal Programming

"Fetal Programming" ist ein noch recht junger Zweig der Medizin und bedeutet so viel wie Prägung lebenslanger Krankheitsveranlagungen schon im Mutterleib. Niemals wieder im Leben wächst der Mensch so schnell wie eben im Mutterleib. Deshalb können Störungen während der Schwangerschaft den späteren Gesundheitszustand wie zum Beispiel das Risiko zur Entwicklung von Übergewicht, Diabetes mellitus oder Arteriosklerose beeinflussen.
Was Wissenschaftler anfangs nur vermuten haben, konnte durch klinische Studien belegt werden: Wer im Mutterleib schlecht ernährt wird, dessen Gesundheit ist womöglich ein Leben lang bedroht. Ein Beispiel: Ist ein Baby nach der Geburt sehr klein, dann liegt das häufig daran, dass die Mutter während der Schwangerschaft schlecht ernährt war oder gar Hunger litt. Studien weisen außerdem darauf hin, dass ein zu viel an Stress in der Schwangerschaft beim Kind lebenslang eine erhöhte Stressempfindlichkeit bewirken kann.

Spuren im Gehirn

Immer mehr Forschungsbefunde deuten darauf hin, dass einschneidende Belastungen während der Schwangerschaft bleibende Spuren im Gehirn des Ungeborenen hinterlassen können. So fanden Forscher heraus, dass Stresshormone der Mutter, die in belastenden Situationen ausgeschüttet werden, in den Stoffwechsel des Ungeborenen gelangen können und das sich entwickelnde Gehirn des Ungeborenen beeinflussen. Nicht ohne Folgen: der pränatale Stress kann die Stressregulation des Körpers dauerhaft beeinträchtigen.
Deutsche Panzer, die im Zweiten Weltkrieg die Niederlande überrollten, zeigen noch Jahrzehnte später ungeahnte Auswirkungen - und zwar bei denen, die sich im Mai 1940 im Mutterleib befanden. Die zur Zeit der Blitzinvasion noch ungeborenen Kinder erkrankten in ihrem späteren Leben weit häufiger an Diabetes, Bluthochdruck und Schizophrenie.

Babys fühlen mit

Angst, Ärger, Ablehnung und Stress wirken sich negativ auf die Entwicklung von Kindern aus. Wenn sich der Herzschlag der Mutter z.B. durch Stress beschleunigt, verdoppelt sich auch der des Kindes nur kurze Zeit später. Starke Ängste oder Stress während der Schwangerschaft lassen die Kinder zu klein oder zu früh auf die Welt kommen.
Doch nicht jede Aufregung in der Schwangerschaft muss zwangsläufig schädlich fürs Kind sein. Stress, der nur wenig belastet schadet dem Ungeborenen nicht. Ein weiterer Trost ist auch, dass eine glückliche frühe Kindheit in einer liebevollen Familie viele Wunden heilen kann.

Was tut dem Ungeborenen gut?

Schon nach der Zeugung beginnt sich das werdende Leben auf das Leben mit der Mutter einzustellen und reagiert auf die Einflüsse, denen es ausgesetzt ist. Je ruhiger, ausgeglichener und zufriedener die werdende Mutter ist, desto günstiger sind die Entwicklungsbedingungen für das Ungeborene, denn Geborgenheit beginnt bereits im Mutterleib. Liebevolle Zuneigung und die Vorfreude der Mutter auf das Ungeborene übertragen sich positiv auf das Kind.
Spätestens im sechsten Monat empfindet das Ungeborene Vibrationen, Druck und die Temperatur, beispielsweise wenn die Mutter ihre Hand auf den Bauch legt. Die Mutter kann also ganz direkten Einfluss auf das Seelenleben ihres Kindes nehmen. Ein ruhiger und normaler Herzschlag der Mutter fördert den Schlaf, aber auch sanfte Musik oder Zwiegespräche der Mutter mit dem Baby, die das Ungeborene schon wahrnehmen kann. Signale, Lärmreize und nervige Musik lösen dagegen eine gegenteilige Reaktion aus.

Fazit

Zusammenfassend kann also gesagt werden, eine Mutter kann Stress auf ihr Kind übertragen oder ganz bewusst vor zu viel Stress schützen. Innere Sicherheit, die Fähigkeit zur Auseinandersetzung, vor allem aber Zufriedenheit und innere Ausgeglichenheit können das Ungeborene stärken. Ein zuviel an belastenden Reizen empfindet das Kind im Mutterleib als Stress, der ihm auch schaden kann. Der beruhigende Herzschlag einer ausgeglichenen, zufriedenen Mutter, die sich auf ihr Kind freut fördert die emotionale und gesunde Entwicklung. Am allerwichtigsten für das Kind ist es also, dass es sich angenommen, geliebt und erwünscht fühlt.

Autor: Universität Trier (entnommen aus gesundheit.de)